Nachhaltige Bilder hat der Autor in seiner Kindheit gespeichert, die er 2019 beginnt in seine Erinnerungen zu fassen. Friedlich und geborgen vollziehen sich die ersten Jahre in Oels bei Breslau (Oleśnica, Polen) und besonders bei den Besuchen auf dem Gut der Großeltern. Unvermittelt wird er zum Flüchtlingskind, verliert seine Heimat und erlebt den Neuanfang in ungekannter, teils ablehnender Umgebung. Die Mutter, bei der die alleinige Verantwortung für die Familie in den dramatischen Jahren von 1944 bis 1949 liegt, ist für ihn die entscheidende Bezugsperson; der Vater bleibt ihm auf Grund der Abwesenheit durch Krieg und Gefangenschaft fremd. Zunächst beruflich bedingt reist der Autor ab 1983 mehrmals nach Breslau und sucht die Stätten seiner Kindheit auf. Wehmütig aber ohne Hass findet er das ehemalige Wohnhaus der Familie fast unverändert wieder und lernt dessen Bewohner kennen. „Die polnische Bewohnerin war reizend; sie stopfte uns mit Kaffee und Kuchen voll. Und ich stellte fest: Einer der Haken am Querbalken der Zwischentür, an denen meine Schaukel vor so vielen Jahren hing, ist immer noch da.“