Im „Tagesheft“ von Dr. R. , über den keine biografischen Angaben vorliegen, begegnet man deutscher Geschichte. Der Medizinstudent, eingeschrieben an der Universität in Freiburg, protokolliert die politischen Geschehnisse in den Anfängen der Weimarer Republik. Er beschreibt die schweren inneren Kämpfe des Landes zwischen revolutionärer Erhebung und Restauration und gibt so ein Stimmungsbild, in dem Straßenkämpfe, Betriebsbesetzungen und der Generalstreik in Berlin 1919 festgehalten werden. Neben diesen Aufzeichnungen kommentiert er hin und wieder die Arbeit seiner Kollegen („Es ist schauderhaft mit welcher Kenntnis praktiziert wird“) oder den Zustand seiner Patienten („Der Patient hatte prachtvoll entwickelte Lebermetastasen“). In der Anlage befindet sich das Haushaltsbuch der Familie R. aus Sulzburg mit Rechnungen und einer monatlichen Aufstellung der Ausgaben von 1918 bis 1922.