Im Nachlass eines Verwandten des Einsenders finden sich Briefe an dessen Mutter. Geschrieben sind sie von ihrer Freundin Gertrud, die mit einem Deutsch-Russen verheiratet ist und diesem 1925 nach Russland folgt. Das Paar gehört zu einer christlichen Gemeinschaft, missioniert und ist trotz der gesetzlich verankerten Religionsfreiheit Verfolgung und Drangsalierungen ausgesetzt. Das Paar lebt zunächst bei den Schwiegereltern nahe Rostow. In ihren Briefen berichtet die junge Frau über ihre Unterrichtstätigkeit in der Sonntagsschule, die Selbstversorgung auf dem Land und das Dorfleben. Sie beschreibt die unterschiedliche Bau- und Lebensweise in den russischen und deutschen Dörfern und erwähnt größere Auswanderungswellen. Die mehrfache Verhaftung ihres Mannes, einem Prediger, durch die Miliz, seine Internierung und ihr Bemühen um Freilassung, behördliche Schikanen, Vorladungen, Einschüchterungen und Geldforderungen belasten das junge Paar. Sie sind auf Geldsendungen aus Deutschland und Zuwendungen aus der Gemeinde angewiesen. Häufige Ortswechsel erschweren zudem das Leben. Durch den Glauben und die Gemeinschaft gestärkt ertragen sie ihr Dasein. Bei der Geburt des 5. Kindes stirbt die Autorin.