Auf Bitten ihrer Tochter schreibt die Autorin 1939 ihre Erinnerungen auf, „weil es von Wert für den Stammbaum ist“. Überwiegend aber schildert sie ihre privilegierte, glückliche Kindheit und Jugend in einer wohlhabenden Bremer Kaufmannsfamilie mit fünf Geschwistern und einer schönen, eleganten Mutter. „Nach dem Krieg 1870 brach Deutschlands herrliche Zeit an, in der es an nichts fehlte, in der Kunst und Wissenschaften blühen konnten.“ Bitter enttäuscht ist sie von ihrer 1895 mit dem Leipziger Fabrikanten und späteren Schriftsteller Horst geschlossenen Ehe, mit dem sie drei Töchter hat. „Ich habe nie gezweifelt, dass alles nur schön und harmonisch sein könnte, wenn zwei sich heiraten. Wie sollte ich ahnen, dass der Mann von Natur untreu ist.“ Neun Briefe an ihre Tochter reflektieren das Alltagsleben und die politische, gesellschaftliche und kulturelle Situation in der Zeit zwischen den Weltkriegen. Die beiden Dokumente wurden von der Einsenderin, einer Urenkelin der Autorin, sorgfältig transkribiert.