Aus der Zeit der französischen Besetzung des Rheinlandes in den Jahren 1918 bis 1919 stammen die drei in Sütterlin geschriebenen Tagebücher von Anneliese S. (1902 – 1990) aus Hatzfeld a. d. Eder. Sie wohnt in Dörscheid bei Kaub am Rhein. Ihr Vater hat dort eine Pfarrstelle und spricht gut Französisch. Sie selbst wird auch manchmal als Übersetzerin zu Hilfe geholt. Akribisch – und trotz der widrigen Umstände relativ gelassen (sie wird einmal verhört wegen einer unerlaubten Postsendung in nicht besetztes Gebiet) – notiert sie die Lebensbedingungen in Dörscheid und den umliegenden Ortschaften. Sie beschreibt das Kommen und Gehen der französischen Offiziere, die im elterlichen Haus Quartier nehmen: „Das ganze Haus roch schrecklich nach Leder und Parfüm. “ Es spricht keinerlei Hass auf den „Erbfeind“ aus ihren Aufzeichnungen, die durch die rheinische Syntax einen besonderen Charme versprühen. In ein kleines Oktavheft sind Feldpostbriefe von verschiedenen Soldaten aus Flandern vom Dezember 1914 bis März 1915 abgeschrieben worden.